Im Andenken an Heinrich Gerharz, der im Frühjahr 1941 in die Tötungsanstalt Hadamar eingewiesen und ermordet wurde, sind zwei unserer Mitarbeitenden der Einladung gefolgt, an der Verlegung eines Stolpersteins in seinem Heimatort Arzbach teilzunehmen.
1880 in Arzbach geboren, widmete sich Heinrich Gerharz neben seiner Arbeit als Schlosser der Leidenschaft des Dichtens. Trotz verschiedener Anstaltsaufenthalte, erstmalig im Jahr 1914 in Hadamar, gab er das Dichten nicht auf und schrieb auch während seiner Anstaltsaufenthalte weiterhin Gedichte.
Am 27. Januar 1941 wurde Heinrich Gerharz schließlich erneut nach Hadamar verlegt. Zu der Zeit war die Anstalt bereits eine Tötungsanstalt der „Aktion T4“. Er wurde am Tag seiner Ankunft ermordet.
Der Künstler Gunter Demnig, Erfinder der Herstellung und Verlegung von Stolpersteinen zur Erinnerung an Opfer des nationalsozialistischen Regimes, verlegte den Stolperstein vor dem ehemaligen Wohnhaus des Ermordeten.
Besonders für uns: Ein sogenanntes „Linoleum-Musterbuch“, ein Band mit von Heinrich Gerharz verfassten Gedichten ist bis heute erhalten geblieben und war zuletzt im Besitz eines Großneffen.
Frank Girmann, jener Großneffe, hatte sich nun anlässlich der Stolpersteinverlegung dazu bereit erklärt, der Gedenkstätte Hadamar das überlieferte Dokument zu schenken.
Nachdem er ein paar eigene Worte zu seinem Großonkel Heinrich Gerharz sprach, übergab Herr Girmann unserer Mitarbeiterin Madeleine Michel den Gedichtband.
Zum Abschluss wurde ein Gedicht des Ermordeten vorgelesen:
Der Siege göttlichster ist das Vergeben
Was zürnst, was klagst du?
Du grämst ohne Unterlass. Du wildes Herz, geh doch zur Ruh,
begrabe deinen Haß!
Schau auf zu jenen Sternen, Ihr Menschenkinder liebet euch,
denn nur in Lieb besteht mein Reich.
Kränkt einer auch den Andern oft, und denkt dabei nicht groß.
Muss dann der Andre unverhofft
nun unters kühle Moos.
Dann mögt man sich versöhnen,
umsonst sind alle Tränen!
Der Wind, der übers Grab wegweht,
der flüstert leis, es ist zu spät.
Wir bedanken uns besonders bei Herrn Girmann für diese besondere Schenkung und bei allen Beteiligten und Besuchenden der Stolpersteinverlegung, die damit die Erinnerung an Heinrich Gerharz aufrecht erhalten.