Am 13. Januar 1941 wurden insgesamt 30 Männer, viele davon als „kriminelle Geisteskranke“ bezeichnet, aus Eichberg in die gerade in Betrieb genommene Tötungsanstalt in Hadamar verlegt.
Dieser Transport markierte den Startpunkt der sogenannten „Aktion T4“ in Hadamar, die von Januar bis August 1941 über 10.000 Patientinnen und Patienten das Leben kostete. Zentral aus Berlin gesteuert, war sie ein Mordprogramm mit dem Ziel, Menschen ihr Recht auf Leben aufgrund (vermeintlich) geistiger, körperlicher oder seelischer Beeinträchtigungen abzusprechen und zu ermorden. Zu dem Zweck wurden daher im gesamten Deutschen Reich insgesamt sechs Tötungsanstalten eingerichtet, eine davon in Hadamar.
Fritz Georg war einer der 30 Männer, die am 13. Januar 1941 zu den ersten Opfern der „Aktion T4“ in Hadamar wurden. Er wurde am 2. März 1898 als uneheliches Kind in Marburg geboren und verbrachte seine Kindheit bei seiner Mutter sowie in wechselnden Pflegefamilien. Seinen Vater kannte er nicht. Im Alter von 11 Jahren kam er endgültig in eine Pflegefamilie, der Kontakt zur Mutter brach ab. Bevor er seine Ausbildung zum Gärtner abschließen konnte, wurde er mit 18 Jahren als Soldat im Ersten Weltkrieg eingezogen.
Nach Kriegsende fiel es ihm schwer, dauerhaft Arbeit zu finden. Die folgenden Jahre waren geprägt von Armut und zunehmender Vereinsamung, dazu äußerte er in dieser Zeit erstmals Verfolgungs- und Vergiftungsängste. 1935 schien sich seine Lage wieder zu verbessern. Er hatte eine Beziehung, feste Arbeit und lebte bei der Familie seiner Freundin in Oberursel. Doch seine Ängste ließen ihn nicht los. 1936 kam es zu einer Handgreiflichkeit mit dem Vater seiner Freundin. Als Fritz Georg den Vorfall bei der Polizeiwache melden wollte, kam es zu einer Auseinandersetzung, bei der er einen Polizisten tötete. Vom Gefängnis in Frankfurt am Main kam er in die Landesheilanstalt Eichberg in Eltville zur Beobachtung seines „Geisteszustandes“. Es gab Zweifel, ob er sich seiner Handlung bewusst war. Fritz Georg wurde aufgrund der psychiatrischen Diagnose freigesprochen, jedoch wurde eine dauerhafte Anstaltsunterbringung angeordnet.
Von Eichberg aus wurde Fritz Georg am 13. Januar 1941 mit dem ersten Transport in die Tötungsanstalt Hadamar verlegt und noch am gleichen Tag in der Gaskammer ermordet. Insgesamt dauerte die „Aktion T4“ in Hadamar von Januar 1940 bis August 1941. Mehr als 70.000 Menschen wurden in den sechs Tötungsanstalten in diesem Zeitraum ermordet, über 10.000 von ihnen starben in Hadamar.