Zum Tode von Werner F. Kümmel

Der Verein zur Förderung der Gedenkstätte Hadamar e.V. unterstützt seit 1998 die Arbeit der 15 Jahre zuvor eröffneten Gedenkstätte. Er trägt zur Bildungsarbeit der Gedenkstätte bei und bietet Unterstützung bei Ausstellungen, Forschungen und Veröffentlichungen an. Nach der Vereinsgründung konstituierte sich ein Beirat, dessen Besetzung dazu beitragen sollte, gesellschaftlich relevante Gruppen enger an die Gedenkstätte zu binden.

Dass dies gelang, ist maßgeblich Professor Dr. Werner F. Kümmel zu verdanken, der ehrenamtlich noch weit über seine Pensionierung hinaus dem Beirat bis 2011 vorstand.

Werner F. Kümmel war einer der ersten Medizinhistoriker, die erkannten, wie wichtig die Beschäftigung mit den nationalsozialistischen Medizinverbrechen auch an den Medizinischen Fakultäten ist. Als er 1988 die Leitung des Medizinhistorischen Instituts der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz übernahm, setzte er dieses Anliegen in Forschung und Lehre um. Das ist bemerkenswert, weil Kümmel neben Geschichte Musik­wissenschaft, Klassische Philologie und Philosophie studiert und sein weit gespanntes Forschungsinteresse zunächst nicht das 20. Jahrhundert berührt hatte. Die Grausamkeiten der NS-Zeit aber gehörten zur Familien­geschichte. Kümmel, ein Ur-Ur-Enkel des richtungsweisenden Anatomen Jacob Henle, wuchs in Zürich auf, wohin sein Vater 1932 von Marburg aus gezogen war, um an der dortigen Universität als Theologe tätig zu sein. Eine Großtante starb in Theresienstadt. Kümmel war 14 Jahre alt, als seine Familie nach Deutschland zurückkehrte.

Die ihn begleitenden Mitglieder des Beirats haben Werner F. Kümmel, der 1998 in die Leopoldina aufgenom­men wurde, als ebenso feinen wie bescheidenen Menschen in Erinnerung. Seine umfassende Gelehrsamkeit erlaubte es ihm, in ruhigen Gesprächen klugen Rat zu erteilen.

Am 21. Januar 2025 ist Werner F. Kümmel im Alter von 88 Jahren verstorben.