







Am 28. März 2025 lud der Gedenk- und Lernort Kalmenhof zusammen mit Vitos Teilhabe zu seiner ersten Gedenkveranstaltung im Saal des Verwaltungsgebäudes der Vitos Teilhabe in Idstein ein.
Zu Anfang spielten zwei Schüler aus der Musikschule der Musikfreunde Idstein e.V. die Milonga, ein Stück von Jorge Cardoso, auf der Gitarre, ehe der Leiter der Jugendhilfe der Vitos Teilhabe in Idstein, Heinz Hahn, die Teilnehmerinnen und Teilnehmer begrüßte. Daraufhin sprach Prof. Dr. Jan Erik Schulte, Leiter der Gedenkstätte Hadamar, seine Grußworte und mahnte, die Verbrechen auf dem Kalmenhof im Rahmen der NS-„Euthanasie“ nicht bloß als Verbrechen vergangener Tage zu betrachten. Vielmehr sei es gerade für die Gegenwart von größter Vernunft und Notwendigkeit, aus der Vergangenheit zu lernen, statt sie zu ignorieren oder klein zu reden. Dazu zitierte er den ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, der wird blind für die Gegenwart.“
Im Anschluss an die einleitenden Worte gedachten zwei Schülerinnen der Pestalozzischule, Lara und Fatima, die sich eigenständig mit der Biografie beschäftigt hatten, der auf dem Kalmenhof ermordeten Margarethe Schmidt. Sie erzählten von einer Frau, die 1938 im Alter von 16 Jahren auf den Kalmenhof kam, mit „erblicher Fallsucht“ (heute: Epilepsie) diagnostiziert wurde und im Frühjahr 1945 ebenso wie circa 700 weitere Menschen während des Zweiten Weltkrieges auf dem Kalmenhof ermordet wurde. Sie war jahrelang in die Betriebsabläufe integriert gewesen, hatte für die Krankenschwestern gearbeitet und wusste wohl zu viel, was ihr zum Verhängnis wurde, als die Befreiung der Stadt Idstein durch die Amerikaner immer näher rückte.
Lisa Caspari als Leiterin und Verantwortliche des Gedenk- und Lernortes Kalmenhof bedankte sich anschließend für die bewegenden Worte zu Margarethe Schmidt und die große Mühe der beiden Schülerinnen, die sich so intensiv mit der Geschichte der jungen Frau auseinandergesetzt hatten. Sie ging des Weiteren allgemein auf die NS-Zeit auf dem Kalmenhof ein, auf die plötzlich steigenden Todeszahlen nach Kriegsbeginn, auf die Einbindung als Zwischenanstalt für die Tötungsanstalt Hadamar während der „Aktion T4“, sowie die Befreiung der Anstalt am 28. März 1945. Auch sie mahnte vor Geschichtsvergessenheit und schloss mit einem Zitat der KZ-Überlebenden Stéphane Hessel: „Wenn man die Menschlichkeit einmal verliert, kann man sie lange nicht mehr zurückgewinnen. Jetzt brauchen wir sie mehr denn je.“
Wir bedanken uns bei allen Rednerinnen und Rednern, besonders aber bei der Musikschule der Musikfreunde Idstein e.V. sowie bei Fatima und Lara und den anderen Schülerinnen und Schüler der Pestalozzischule, die an der Gestaltung der Veranstaltung beteiligt waren. Auch sind wir allen Besucherinnen und Besuchern dankbar, die erschienen sind und sich im Anschluss an die Veranstaltung so zahlreich zur Friedhofslandschaft begeben haben, um den Opfern in Würde zu gedenken.