In der Tötungs·anstalt Hadamar haben die National·sozialisten fast 15.000 Menschen ermordet.
Vom Jahr 1941 bis zum Jahr 1945:
Die Gedenk·stätte Hadamar und ihre Mitarbeiter wollen an die getöteten Menschen erinnern.
Und die Lebens·geschichten von den Menschen erzählen.
Die National·sozialisten haben auch viele Menschen
an anderen Orten in Deutschland ermordet.
Auch an diese Menschen soll erinnert werden.
Die National·sozialisten nannten das so: Euthanasie
Euthanasie spricht man so aus: euta·na·sie.
Euthanasie im National·sozialismus bedeutet:
Menschen wurden getötet, weil
- sie seelisch krank waren.
- sie anders waren.
- sie eine Behinderung hatten.
- sie als nicht normal angesehen wurden.
Rosa Schillings
Das ist die Lebens·geschichte von Rosa Schillings und ihrer Familie:
- geboren am 18. März 1899 in Würselen
- ermordet am 02. Mai 1941 in Hadamar.
Rosa Schillings wurde am 18. März 1899 in Würselen in der Nähe von der Stadt Aachen geboren.
Sie hieß mit Mädchen·namen: Rosa Antonette Hubertine Droste.
Rosa Schillings hatte 3 Brüder.
Rosa Schillings hatte eine schöne Kindheit und Jugend·zeit.
Denn der Familie ging es gut.
Ihr Vater war ein Kauf·mann.
Im Jahr 1925 hat sie Johann Josef Schillings geheiratet.
Dann bekam sie 2 Kinder:
- die Tochter Inge im Jahr 1925
- den Sohn Gregor im Jahr 1926.
Im Jahr 1929 zog die Familie Schillings von Deutschland auf die Insel Borneo in Asien.
Denn Johann Josef Schillings hatte dort eine neue Arbeit bei einer holländischen Firma.
Johann Josef Schillings starb im Jahr 1930.
Deshalb ist Rosa Schillings mit den beiden Kindern wieder nach Deutschland zurück·gekommen.
Im Jahr 1931 starb Rosa Schillings Tochter Inge an Malaria.
Malaria ist eine schwere Krankheit.
Rosa Schillings ging es nach dem Tod von ihrem Mann und ihrer Tochter sehr schlecht.
Deshalb hat ihr Bruder sie im Jahr 1932 in eine Heil·anstalt in der Nähe von Aachen gebracht.
Im Jahr 1936 kam Rosa Schillings in die Heil- und Pflege·anstalt Galkhausen.
Dort hat der Arzt behauptet, dass sie eine seelische Krankheit hat.
Die Krankheit heißt: Paranoide Schizophrenie.
Das spricht man so aus: para·no·ide schizo·freni
Bei einer paranoiden Schizophrenie denken und fühlen die Menschen manchmal anders.
Und manchmal sehen oder hören die Menschen Dinge,
die nicht da sind.
In der Kranken·akte wird Rosa Schillings so beschrieben:
- Rosa hält sich nicht an die Regeln.
- Rosa sagt schlechte Dinge über Adolf Hitler und die
National·sozialisten. - Rosa hat einen starken eigenen Willen und will sich
nicht unterordnen.
Am 2. Mai im Jahr 1941 wurde Rosa Schillings mit 101 weiteren Patienten in die Tötungs·anstalt Hadamar gebracht.
Die Familie von Rosa Schillings hat am 26. Mai 1941 einen Brief bekommen.
In dem Brief stand:
Rosa Schillings ist an der Krankheit Leukämie gestorben.
Aber das ist falsch.
Denn:
Die National·sozialisten haben Rosa Schillings am 2. Mai in der Gas·kammer von der Tötungs·anstalt Hadamar ermordet.
Gustav Sievers

Das ist die Lebens·geschichte von Gustav Sievers und seiner Familie:
- geboren am 13. November 1865 in Almstedt
- ermordet am 16. Juni 1941 in Hadamar.
Gustav Sievers wurde am 13. November im Jahr 1865 in Almstedt geboren.
Nach der Schule hat er eine Ausbildung als Weber gemacht.
Auch sein Vater und sein älterer Bruder waren Weber.
Mit 19 Jahren hat Gustav Sievers eine große Reise gemacht:
Durch das Deutsche Reich und bis nach Amerika.
Nach 7 Jahren ist er zurück·gekommen.
Er hat eine Frau geheiratet, die er von der Schule kannte.
Sie haben zusammen 3 Kinder bekommen.
Dann hat er wieder als Weber gearbeitet.
Ab dem Jahr 1900 lebte Gustav Sievers in verschiedenen Anstalten.
Am 1. Juni im Jahr 1900 wurde er in eine Anstalt in Lengerich in Westfalen eingewiesen.
Denn Gustav Sievers hat oft Dinge getan, die nicht erlaubt waren.
Zum Beispiel:
- er hat gebettelt.
- er hat Polizisten beleidigt.
- er hat sich angeblich nicht gut benommen.
- er hat politische Texte verteilt.
In den Texten ging es nicht um die Politik der National·sozialisten.
Das war verboten.
Deswegen musste Gustav Sievers häufig zur Polizei.
Gustav Sievers hat oft versucht aus der Anstalt weg·zulaufen.
Deshalb kam er ins Gefängnis.
Danach brachte die Polizei Gustav Sievers im November wieder in die Anstalt Lengerich.
Denn die Menschen waren der Meinung,
dass Gustav Sievers krank und gefährlich war.
Im Jahr 1903 wurde Gustav Sievers in die Heil- und Pflege·anstalt Lüneburg verlegt.
Auch aus dieser Anstalt versuchte er mehrmals zu fliehen.
Deshalb wurde er im Jahr 1909 nach Göttingen verlegt.
Er kam im Jahr 1934 wieder zurück in die Anstalt in Lüneburg.
Von dort ist er im Oktober noch einmal weg gelaufen.
Er blieb dann ein halbes Jahr bei seiner Familie in Hannover.
Seine Tochter hat ihn aber wieder zurück in die Anstalt in Lüneburg gebracht.
Das hat sie gemacht, weil er etwas Schlechtes getan hat.
Er hat sich nicht gut benommen gegenüber seiner Groß·nichte.
In der Anstalt hat Gustav Sievers Bilder gemalt.
Die Bilder
- waren oft Bilder·geschichten.
- machten sich über aktuelle Themen lustig.
Einige Bilder können Sie noch in einer Kunst·sammlung sehen.
Die Kunst·sammlung heißt: Sammlung Prinzhorn.
Die Sammlung Prinzhorn
- ist in der Universitäts·klinik in Heidelberg
- und hat viele Kunst·werke von Menschen,
die in einer Heil·anstalt waren.
Gustav Sievers lebte 39 Jahre in verschiedenen Anstalten.
Am 22. April im Jahr 1941 kam Gustav Sievers in die
Landes·heil·anstalt Herborn.
Aus dieser Anstalt wurde er am 16. Juni mit weiteren 120 Menschen in die Tötungs·anstalt Hadamar gebracht.
Am gleichen Tag haben die National·sozialisten Gustav Sievers in der Gas·kammer in Hadamar ermordet.
Gustav Sievers wurde 75 Jahre alt.
Die unbekannte Frau
Das ist die Geschichte von der unbekannten Frau:
- ermordet am 22. Oktober 1942.
Am 5. Juli im Jahr 1923 brachte die Polizei eine Frau in das Bürger·hospital Koblenz.
Die Frau war verwahrlost und ungepflegt.
Sie konnte nicht sprechen.
Die Polizei brachte die Frau nach 6 Tagen in die Heil- und Pflege·anstalt Andernach.
Dort lebte sie 1 Jahr.
Danach wurde die Frau im April im Jahr 1924 in die Anstalt Bedburg-Hau verlegt.
Das ist an der Grenze zu den Niederlanden.
Dort blieb die Frau 15 Jahre lang.
Niemand wusste
- wer sie ist.
- wo sie herkommt.
- wie alt sie ist.

Die Anstalt Bedburg-Hau wurde ab dem Jahr 1939 ein Kranken·haus für die Kriegs·soldaten und die See·streit·kräfte.
Deshalb mussten die Patienten mit seelischen Erkrankungen in andere Anstalten verlegt werden.
Die unbekannte Frau kam am 12. August 1939
in die Anstalt Kloster-Hoven.
Die Menschen im Kranken·haus dachten,
dass die unbekannte Frau taub ist und nicht sprechen kann.
In der Patienten·akte stand aber:
Die unbekannte Frau
- konnte sich mit Zeichen verständigen.
- kannte ein paar Wörter.
- konnte ein bisschen hören.
- hat nichts über sich erzählt.
- hat Boten·dienste im Kranken·haus gemacht.
- hat bei der Pflege von anderen Patienten mit·geholfen.

Die unbekannte Frau war 3 Jahre in der Anstalt Kloster-Hoven.
Dann wurde sie am 18. August im Jahr 1942 Landes·heil·anstalt Hadamar verlegt.
Dort ist sie am 22. Oktober im Jahr 1942 gestorben.
In der Patienten·akte stand auch:
Die unbekannte Frau ist an einer Herz·schwäche gestorben.
Aber das ist falsch.
Denn:
Die National·sozialisten haben die unbekannte Frau in Hadamar ermordet.
Bis heute weiß niemand den Namen von der Frau.
Deshalb steht in dem Gedenk·buch von der Gedenk·stätte Hadamar: Unbekannte Frau
Ein Gedenk·buch ist ein Buch mit Namen von den Opfern.
Die Informationen über die unbekannte Frau stehen in der
Patienten·akte.
Die Patienten·akte gibt es heute noch.
Sie liegt in der Gedenk·stätte Hadamar.
Arthur Schuh
Das ist die Lebens·geschichte von Arthur Schuh und seiner Familie:
- geboren am 09. März 1935 in Frankfurt am Main
- ermordet am 17. März 1943 in Hadamar.
Arthur Schuh wurde am 9. März 1935 in Frankfurt am Main geboren.
Sein Vater hieß Julius Schuh und war Schlosser.
Seine Mutter hieß Erna Schuh und arbeitete als Putz·frau.
Erna Schuh hatte eine starke Seh·behinderung.
Arthur hatte 2 Brüder.
Als kleiner Junge war Arthur Schuh sehr krank.
Er hatte eine Entzündung im Gehirn und war deshalb
in der Universitäts·kinder·klinik Frankfurt.
Danach ging es Arthur Schuh nicht gut:
- Er hat nicht gesprochen.
- Er konnte nicht gut laufen.
- Er konnte nicht gut lernen.
Deshalb kam Arthur Schuh im Jahr 1940 in die Heil·erziehungs- und Pflege·anstalt Scheuern.
Arthur Schuh war zu dem Zeit·punkt erst 4 Jahre alt.
Seine Eltern waren sehr besorgt um ihn:
- Sie schrieben viele Briefe.
- Sie schickten Pakete mit Spiel·sachen.
Aber Arthur Schuh ging es nicht besser.
Im Jahr 1943 wurde Arthur Schuh in die Landes·heil·anstalt Hadamar verlegt.
Die Eltern bekamen einen Brief von der Landes·heil·anstalt Hadamar.
In dem Brief stand:
- Arthur hat hohes Fieber und ist sehr krank.
- Er darf keinen Besuch bekommen.

In der Patienten·akte steht:
Arthur Schuh starb am 17. März im Jahr 1943 an den Folgen von einer Darm·entzündung.
Aber das ist falsch.
Die Informationen in der Patienten·akte sind nicht richtig.
Denn:
Die National·sozialisten haben Arthur Schuh in Hadamar ermordet.
Wera Kobaljazka
Das ist die Lebens·geschichte von Wera Kobaljazka:
- geboren am 20. Dezember 1925 in Dnepropetrowsk
- ermordet am 19. Juni 1944 in Hadamar.
Wera Kobaljazka wurde am 20. Dezember im Jahr 1925 in Dnepropetrowsk geboren.
Das spricht man so aus: dne·pro·pe·trofsk.
Dnepropetrowsk ist eine Stadt in in der damaligen Sowjet·union.
Das spricht man so aus: so·wiet·union.
Die National·sozialisten haben Wera Kobaljazka gegen ihren Willen nach Deutschland gebracht.
Das Land Deutschland hieß damals: Deutsches Reich.
Wera Kobaljazka
- war zu dem Zeit·punkt 17 Jahre alt.
- musste im Deutschen Reich als Zwangs·arbeiterin
in einer Metall·fabrik arbeiten.
Im Jahr 1944 kam Wera Kobaljazka in ein Kranken·haus in Fulda.
Sie hatte epileptische Anfälle.
Epilepsie ist eine Krankheit im Gehirn mit Krämpfen im ganzen Körper.
Da es Wera Kobaljazka auch seelisch nicht gut ging,
kam sie in die Landes·heil·anstalt Marburg.

Wera Kobaljazka war eine gesunde und kräftige Frau.
In der Landes·heil·anstalt Marburg ging es ihr aber immer schlechter.
Denn: Sie war von den National·sozialisten gezwungen worden, in einem fremden Land zu leben und fühlte sich sehr einsam.
Am 14. Juni im Jahr 1944 kam Wera Kobaljazka in die Landes·heil·anstalt Hadamar.
Der Arzt Doktor Adolf Wahlmann schrieb in die Patienten·akte:
Wera Kobaljazka ist am 19. Juni im Jahr 1944 an Epilepsie und einer Herz·schwäche gestorben.
Aber das ist falsch.
Die Informationen in der Patienten·akte sind nicht richtig.
Denn:
Die National·sozialisten haben Wera Kobaljazka in Hadamar ermordet.
Sie war 18 Jahre alt.
Es ist nicht klar, ob ihre Familie über ihren Tod informiert wurde.