Die Gedenkstätte Hadamar befindet sich im historischen Gebäude der ehemaligen Tötungsanstalt Hadamar. Im Rahmen eines Besuchs können historische Räume besichtigt und das Außengelände kann begangen werden. Zudem informiert die Gedenkstätte anhand mehrerer Ausstellungen über die Geschichte des Ortes und der nationalsozialistischen „Euthanasie“.

Im Einzelnen umfasst die Gedenkstätte das historische Gebäude und einen größeren Innenhof mit der hölzernen ehemaligen Busgarage der „Aktion T4“. Auf dem hinter der Gedenkstätte gelegenen Hügel kann der ehemalige Anstaltsfriedhof, der zu einer Gedenklandschaft umgestaltet wurde, besucht werden. Die Ausstellungen befinden sich sowohl im historischen Gebäude als auch auf dem Außengelände.

Historisches Gebäude und Außengelände

Der Keller des Gebäudes der ehemaligen Tötungsanstalt wurde Ende 1940 zunächst umgebaut und dann 1941 für die Ermordung und Einäscherung von Menschen genutzt. Hier befinden sich der Raum der ehemaligen Gaskammer, der ehemalige Sezierraum und ein größerer Raum mit Resten der Krematoriumsöfen.

Im Hof steht die hölzerne ehemalige Busgarage für die Busse, mit denen 1941 die Patientinnen und Patienten nach Hadamar verlegt wurden. Auf dem Hügel hinter der Gedenkstätte befindet sich der ehemalige Anstaltsfriedhof, auf dem die im Zeitraum von 1942 bis 1945 Ermordeten begraben wurden. 1964 wurde dieses Areal zu einer Gedenklandschaft umgestaltet.

Das historische Gebäude und die ehemalige Busgarage können während der Öffnungszeiten der Gedenkstätte, das Außengelände kann auch außerhalb der Öffnungszeiten besucht werden.

Farbfotografie einer hölzernen Garage mit drei großen Toren im Innenhof der Gedenkstätte Hadamar
Ehemalige Busgarage im Innenhof der Gedenkstätte Hadamar. Foto: Gedenkstätte Hadamar/Valentin Pfleger

Dauerausstellung „Verlegt nach Hadamar“

Die Dauerausstellung „Verlegt nach Hadamar. Die Geschichte einer NS-‚Euthanasie‘-Anstalt“ erzählt die Geschichte der „Euthanasie“-Mordaktionen in Hadamar in den Jahren 1941 und 1942 bis 1945. Sie stellt beispielhaft Schicksale der Verfolgten und Ermordeten dar. Zugleich ordnet die Dauerausstellung die Geschichte in die längerfristigen Entwicklungen der psychiatrischen Klinik in Hadamar sowie die Vorgeschichte der nationalsozialistischen Krankenmorde ein. Mit den Nachkriegsprozessen und der Darstellung der Auseinandersetzung um die Erinnerung an die Ermordeten nach 1945 wird der historische Bogen bis in die Gegenwart gespannt.

Die Dauerausstellung wird als Tafelausstellung in den Räumen der Gedenkstätte präsentiert und ist während der Öffnungszeiten der Gedenkstätte zugänglich.

In einem goßen Raum sind Ausstellungstafeln zu sehen. Im Vordergrund zwei Tafeln mit dem Titel "Schicksal", darauf zwei Portraits von jungen Frauen.
Dauerausstellung der Gedenkstätte Hadamar. Foto: Gedenkstätte Hadamar/Tanja Wesel

Ausstellungserweiterung „Das historische Gebäude im Spiegel der Zeit“

Die Ausstellungserweiterung „Das historische Gebäude im Spiegel der Zeit“ führt in die Baugeschichte des Gebäudes ein, das zwischen 1941 und 1945 als Hauptgebäude der Tötungsanstalt Hadamar diente. Im Foyer der Gedenkstätte informieren vier Roll-ups über die Geschichte des Gebäudes von der „Corrigendenanstalt“ bis zur Gedenkstätte. Die weiteren Ausstellungseinheiten befinden sich verteilt im Gebäude sowie in der ehemaligen Busgarage und erläutern historisch wichtige Räume.

Während der Öffnungszeiten der Gedenkstätte ist die Ausstellung zugänglich.

Zwei Rollups mit Texten und Bildern stehen in einem Eingangsbereich.
Ausstellungserweiterung „Das historische Gebäude im Spiegel der Zeit“. Foto: Gedenkstätte Hadamar/Tanja Wesel

Außenausstellung „Garten – Anstaltsfriedhof – Gedenkort“

Die Außenausstellung „Garten – Anstaltsfriedhof – Gedenkort. Das Außengelände des Mönchbergs“ widmet sich der Geschichte des Außengeländes der ehemaligen Anstalt, insbesondere des ehemaligen Anstaltsfriedhofs. Dieser wurde angelegt, um die Leichen der 1942 bis 1945 Ermordeten in Massengräbern zu begraben. 1964 wurde das Areal zu einer Gedenklandschaft umgestaltet.

Die großformatigen Tafeln stehen am Treppenaufgang zum Friedhof und zur Gedenklandschaft auf dem Hügel hinter der Gedenkstätte. Auf den Tafeln finden sich die Texte in Deutsch und Englisch. Die Ausstellung ist auch außerhalb der Öffnungszeiten der Gedenkstätte zugänglich.

Eine Ausstellungstafel im Freien mit dem Titel "Die Beeridigungen der Tötungsanstalt 1942-1945". Im Hintergrund unscharf eine weitere Tafel.
Außenausstellung „Garten - Anstaltsfriedhof - Gedenkort“. Foto: Gedenkstätte Hadamar/Tanja Wesel

Digitale Sonderausstellung „'Mutti, nimm mich mit nach Haus.' – 'Jüdische Mischlingskinder' in der Tötungsanstalt Hadamar 1943-1945“

Die digitale Sonderausstellung ist unter www.erziehungsheim-hadamar.de dauerhaft abrufbar.

Im Frühjahr 1943 richtete man innerhalb der Anstalt ein „Erziehungsheim“ für „halbjüdische“ Kinder und Jugendliche ein. In dem Heim sollten ausschließlich Minderjährige untergebracht werden, die unter staatlicher Fürsorgeerziehung standen und mindestens ein jüdisches Elternteil hatten. Sie galten nach den „Nürnberger Gesetzen“ als „jüdische Mischlinge I. Grades“. Dieses „Erziehungsheim“ existierte jedoch nur auf dem Papier – 40 der 45 nach Hadamar überwiesenen „halbjüdischen“ Kinder und Jugendlichen wurden in der Tötungsanstalt ermordet. Bisher ist die ehemalige Anstalt Hadamar der einzige bekannte Ort, an dem „halbjüdische“ Kinder und Jugendliche in einem Heim gesammelt und im Rahmen der NS-„Euthanasie“ ermordet wurden. Die Kinder und Jugendlichen waren zwischen sechs und 19 Jahre alt.

Im Zentrum der Ausstellung stehen die Kinder und Jugendlichen. Ihre Geschichte wird anhand von fünf Einzelschicksalen erzählt: Ingeborg Donges, Georg Brönner, Alfred Völkel und die Brüder Wolfgang und Günter Heinemann. Ebenso werden jeweils die Lebensgeschichten ihrer als jüdisch verfolgten Elternteile vorgestellt. So wird das Ausmaß der rassistischen Verfolgung bis zur Zerstörung ganzer Familien durch den Nationalsozialismus begreifbar.

Ein Tablet liegt auf Akten. Auf dem Tablet ist eine Website geöffnet, man kann den Titel "Mutti nimm mich mit nach Haus" in weißer Schrift auf blauem Hintergrund lesen.
Ausstellung "Mutti nimm mich mit nach Haus." Foto: Gedenkstätte Hadamar

Gedenkbuch

Das Gedenkbuch zur Erinnerung an die Ermordeten der nationalsozialistischen „Euthanasie“ in der Tötungsanstalt Hadamar führt die Namen, die Geburts- und die Sterbedaten von fast 15.000 Menschen auf. In einer eigenen Ausstellungseinheit ermöglicht das großformatige Buch sowohl die individuelle Annäherung an einzelne Ermordete als auch ein Erfassen der großen Zahl der Opfer.

Das Gedenkbuch ist in die Dauerausstellung integriert und während der Öffnungszeiten der Gedenkstätte einsehbar.

In einer hölzernen Einfassung liegt ein großes Buch mit nicht lesbarer Schrift. Darüber ein Hinweisschild mit dem Titel "Gedenkbuch"
Gedenkbuch der Gedenkstätte Hadamar. Foto: Gedenkstätte Hadamar/Tanja Wesel