Seit dem 27. Januar ist die digitale digitale Sonderausstellung „Mutti, nimm mich mit nach Haus. ‚Jüdische Mischlingskinder‘ in der Tötungsanstalt Hadamar 1943–1945“ unter www.erziehungsheim-hadamar.de abrufbar.
Die ehemalige Landesheilanstalt Hadamar fungierte ab Ende 1940 als Tötungsanstalt im Rahmen der NS-„Euthanasie“. Bis zur Befreiung durch US-amerikanische Soldaten am 26. März 1945 wurden dort fast 15.000 Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen ermordet. Unter ihnen waren 40 als „jüdische Mischlinge“ verfolgte Kinder und Jugendliche. Ihnen ist die digitale Ausstellung gewidmet.
Im Frühjahr 1943 richtete man innerhalb der Anstalt ein „Erziehungsheim“ für „halbjüdische“ Kinder und Jugendliche ein. In dem Heim sollten ausschließlich Minderjährige untergebracht werden, die unter staatlicher Fürsorgeerziehung standen und mindestens ein jüdisches Elternteil hatten. Sie galten nach den „Nürnberger Gesetzen“ als „jüdische Mischlinge I. Grades“. Dieses „Erziehungsheim“ existierte jedoch nur auf dem Papier – 40 der 45 nach Hadamar überwiesenen „halbjüdischen“ Kinder und Jugendlichen wurden in der Tötungsanstalt ermordet. Bisher ist die ehemalige Anstalt Hadamar der einzige bekannte Ort, an dem „halbjüdische“ Kinder und Jugendliche in einem Heim gesammelt und im Rahmen der NS-„Euthanasie“ ermordet wurden. Die Kinder und Jugendlichen waren zwischen sechs und 19 Jahre alt.
Im Zentrum der Ausstellung stehen die Kinder und Jugendlichen. Ihre Geschichte wird anhand von fünf Einzelschicksalen erzählt: Ingeborg Donges, Georg Brönner, Alfred Völkel und die Brüder Wolfgang und Günter Heinemann. Ebenso werden jeweils die Lebensgeschichten ihrer als jüdisch verfolgten Elternteile vorgestellt. So wird das Ausmaß der rassistischen Verfolgung bis zur Zerstörung ganzer Familien durch den Nationalsozialismus begreifbar.
Auf unserem YouTube-Kanal ist ein Video der Eröffnung abrufbar. Die Kuratorin Madeleine Michel stellt dort die geschichtlichen Hintergründe vor und führt durch die Ausstellung.