Am 18. Mai 2013 verstarb Ernst Klee. Der Journalist und Historiker hatte zu Lebzeiten maßgeblichen Einfluss auf die Erforschung der NS-„Euthanasie“. Zum einen war sein bahnbrechendes Buch „Euthanasie im NS-Staat“ von 1983 beispielhaft in der Breite der Informationen. Außerdem hat Klee auch in zahlreichen Reportagen auf die mangelhafte juristische Verfolgung der Täterinnen und Täter, die zähe Entwicklung der Gedenkkultur und die andauernden Missstände in psychiatrischen Einrichtungen hingewiesen.
Klee, geboren 1942, machte zunächst eine Ausbildung, holte dann das Abitur nach und studierte Theologie und Sozialpädagogik. Zu Beginn seiner journalistischen Tätigkeit beschäftigte er sich in den 1960er und 1970er Jahren mit marginalisierten Gesellschaftsgruppen wie Wohnsitzlosen, Psychiatriepatientinnen und -patienten, Gefängnisinsassen, Altersheimbewohnerinnen und -bewohnern oder Menschen mit Behinderung. Über diese Themen kam er schließlich thematisch zur NS-„Euthanasie“, Holocaustforschung sowie Medizinverbrechen in Konzentrationslagern.
Ernst Klee hat die Anfänge der Gedenkstätte Hadamar kritisch begleitet und sich stets für die Aufarbeitung der NS-„Euthanasie“-Verbrechen interessiert und engagiert. Die Entscheidung, seinen Nachlass der Gedenkstätte Hadamar zu vermachen, die er gemeinsam mit seiner Frau Elke Klee traf, ist ein großer Gewinn für die Gedenkstätte. Der Nachlass besteht aus Klees Privatbibliothek, seinen Erhebungen zu etwa 20.000 Personen, einem Schubladenschrank mit Hängeregistern, in denen sich wertvolles „Rohmaterial“ befindet, und einer Sammlung von Büchern und Zeitschriften aus der Zeit vor 1945 sowie 50 VHS-Bändern mit Beiträgen von ihm oder mit ihm.
Der Nachlass wird aktuell erschlossen und ist für alle Interessierten zugänglich.
Wir denken gerne an Ernst Klee und sind voller Anerkennung für seine Hartnäckigkeit und sein Engagement.