Am 3. August 1941, vor 82 Jahren, hielt der Münsteraner Bischof Clemens August Graf von Galen seine berühmte Predigt, in der er öffentlich die Morde an deutschen Anstaltspatientinnen und -patienten der „Aktion T4“ anprangerte: „Wenn man den Grundsatz aufstellt und anwendet, daß man den ‚unproduktiven‘ Mitmenschen töten darf, dann wehe uns allen, wenn wir alt und altersschwach werden! […] Wenn man die unproduktiven Mitmenschen gewaltsam beseitigen darf, dann wehe unsern braven Soldaten, die als Schwerkriegsverletzte, als Krüppel, als Invaliden in die Heimat zurückkehren!“*
Mit dieser Predigt brach von Galen das kirchliche und öffentliche Schweigen zu der bereits seit fast eineinhalb Jahren laufenden „Aktion T4“, in der im deutschen Reich insgesamt über 70 000 Patientinnen und Patienten ermordet wurden. Seine Worte wurden von den Alliierten weiterverbreitet und auf Flugblättern über dem Deutschen Reich abgeworfen. Die nationalsozialistische Führung plante von Galens Ermordung, entschied sich allerdings dagegen, um die Bevölkerung in Westfalen nicht zu demoralisieren. Er überlebte das Kriegsende und starb 1946 als Kardinal in Münster.
Von Galen wurde 1933 – im gleichen Jahr, als die Nationalsozialisten in Deutschland die Macht erhielten – in Münster als Bischof eingesetzt. Er sprach sich schon früh gegen den Nationalsozialismus aus und forderte nach seiner Ernennung zum Bischof die katholische Kirche dazu auf, gegen das NS-Regime vorzugehen. Während der 1930er Jahre kritisierte von Galen immer wieder von den Nationalsozialisten begangenes Unrecht.
*Heinrich Portmann: Bischof Graf von Galen spricht! Ein apostolischer Kampf und sein Widerhall. In: Das christliche Deutschland 1933 bis 1945. Dokumente und Zeugnisse. Katholische Reihe, 3. Freiburg im Breisgau 1946.
Mehr dazu auf der Website der Gedenkstätte Deutscher Widerstand.
Foto: Diese Datei entstammt der Bildersammlung des Bistumsarchivs Münster, der Urheber ist Gustav Albers.