Vom 12. bis 14. Oktober fand in der Gedenkstätte Hadamar die Tagung „Die Wiederentdeckung der NS-Krankenmorde. Die gesellschaftliche Auseinandersetzung mit der NS-‚Euthanasie‘ in den 1970er und 1980er Jahren“ statt. Sie wurde von der Gedenkstätte Hadamar, dem Institut für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Justus-Liebig-Universität Gießen sowie dem Institut für Geschichte der Pharmazie und Medizin der Philipps-Universität Marburg durchgeführt.
Die nationalsozialistischen Krankenmorde gehörten zum Kern nationalsozialistischer Vernichtungspolitik, wurden allerdings über Jahrzehnte verdrängt. Obgleich es unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkrieges erste Gerichtsprozesse und frühe Studien gegeben hatte, erfolgten danach nur sporadisch Versuche der Auseinandersetzung mit den Verbrechen, denen nach heutigem Kenntnisstand etwa 300.000 Menschen zum Opfer gefallen waren. Erst in den 1970er und 1980er Jahren wurde die NS-„Euthanasie“ „wiederentdeckt“ und von einer breiteren Öffentlichkeit wahrgenommen. Die Tagung hat NS-Aufarbeitung und die Erinnerungskultur vor dem Hintergrund der Psychiatriereform beleuchtet.
Insgesamt waren 80 Personen zugegen, die drei Tage lang vortrugen, diskutierten oder zuhörten.
Besonders hervorzuheben ist der Abendvortrag von Prof. Dr. Hans-Walter Schmuhl zu den Wechselwirkungen zwischen Journalismus, Öffentlichkeit und Wissenschaft, wobei Schmuhl den Fokus auf das Wirken von Ernst Klee legte. Der Vortrag wurde aufgezeichnet und ist auf dem YouTube-Kanal der Gedenkstätte nach wie vor abrufbar.
Ein weiteres „Highlight“ war eine Podiumsdiskussion mit Zeitzeugen, die als Aktivisten der frühen 1980er Jahre jeweils in Psychiatrie, Wissenschaft oder Politik tätig waren und aus ihrer eigenen beruflichen Perspektive das Tagungsthema bedienten.
Die Tagung, die mit einem Vortrag zur Darstellung der Tötungsanstalt Hadamar im Fernsehfilm „Holocaust“ begonnen hatte, endete am Samstagmittag mit einem weiteren Hadamarer Thema, einem Abriss über die Geschichte der Institutionalisierung der Gedenkstätte Hadamar.