
Die Idee entstand aus der Notwendigkeit: Als wir ab Januar 2020 die Grundschulprojekte in der Gedenkstätte Hadamar betreuten, wurde uns beiden schnell klar, dass sowohl Lehrkräfte als auch Schülerinnen und Schüler zur Vorbereitung des Besuches ein Bilderbuch und passende Materialien mit Themenbezug zur NS-„Euthanasie“ benötigten. Also gingen wir auf die Suche. Gefunden haben wir jedoch ausschließlich Bilderbücher zur Thematik der Shoah.
Eines der wenigen uns bekannten Jugendbücher zur „Euthanasie“ war „Anton oder Die Zeit des unwerten Lebens“ von Elisabeth Zöller. Sie erzählt darin die wahre Geschichte ihres Onkels, der eine Behinderung hatte, diskriminiert wurde, aber die NS-Zeit überlebte. Unser Gedanke: Das ist es! Dieses Buch als Bilderbuch!
Insbesondere der Aspekt, dass die Geschichte ein positives Ende nimmt, war uns wichtig. Denn wenn Grundschulkinder an unseren Projekten vor Ort teilnehmen, lernen sie Kinder kennen, die hier ermordet wurden.
Auf einmal hatten wir zusätzlich zu der Idee viele Fragen im Kopf: Würde der Autorin unsere Idee, ihr Buch zu einem Bilderbuch umzuschreiben, gefallen? Sie gefiel ihr und sie lud uns noch im Sommer 2020 nach Hannover zu sich nach Hause ein. Das Treffen mit ihr war wunderbar und das Beste: Frau Zöller war uns und unserem Projekt gegenüber sehr aufgeschlossen und erlaubte uns, ihr Jugendbuch zu einem Bilderbuch umzuschreiben.
Eine Herausforderung wie sich herausstellte. Denn der Prozess bedeutete, die Handlung von etwa 215 Seiten inhaltlich auf das Wesentliche zu reduzieren und nah an der ursprünglichen Geschichte zu bleiben. Zudem mussten wir auf kindgerechte Sprache achten.
Gleichzeitig gingen wir der Frage nach: Wer sollte die Geschichte illustrieren? Handlung und Bilder mussten im Einklang, die Zeichnungen für die Zielgruppe geeignet sein. Bruder Lukas Ruegenberg aus Maria Laach illustriert schon seit vielen Jahren Kinderbücher, die u.a. Erlebnisse von der Shoah erzählen. Ein weiteres Mal griffen wir beherzt zum Telefon und wieder hatten wir Glück: Im September 2021 stellten wir ihm das Projekt vor und ließen die erste Fassung des Manuskripts da. Seine erste Antwort. „Ich überlege es mir“. Nur wenige Wochen später ein Anruf: „Die Bilder sind jetzt fertig!“ Langsam ahnten wir, „unser Bilderbuch“ nimmt Gestalt an…
Dafür jedoch mussten Text und Bilder zusammengefügt werden. Das kostete uns noch einmal Kraft und Zeit. Den letzten und wichtigsten Feinschliff erhielt das Manuskript bei einem zweiten Besuch der Autorin in Hannover.
Ein Manuskript ohne Verlag ist aber noch kein fertiges Buch: Butzon & Bercker waren bereit, das Bilderbuch zu drucken.
Zwischen dem ersten Funken der Idee und dem nun fertigen „Produkt“ liegt ein Prozess von insgesamt drei Jahren. Eine spannende, lehrreiche und aufregende Zeit für uns!
Im nächsten Post stellen wir die Autorin Elisabeth Zöller und den Künstlerbruder Lukas Ruegenberg näher vor. Das Buch kann direkt bei uns in den Gedenkstätte Hadamar gekauft oder beim Verlag Butzon & Bercker bestellt werden!