Die Gedenkstätte Hadamar bekam im Jahr 2019 einen Rollstuhl geschenkt, der wahrscheinlich aus dem 19. Jahrhundert stammt. Schenkerin war die „Tiergarten 4 Association“, ein 2003 in Polen gegründeter Verein, der sich auf die Erforschung von „Euthanasie“-Verbrechen im Warthegau konzentriert. Mitglieder der „Tiergarten 4 Association“ hatten den historischen Stuhl aus der Anstalt Gostynin (Polen) erworben. Das Besondere an dem Stück ist, dass er ein kleines drehbares Stützrad an der Rückseite hat, geschwungene Armlehnen und zwei große seitliche Räder, die allerdings nicht von dem Insassen bewegt werden können, da keine Greifmöglichkeiten vorhanden sind. Dementsprechend kann sich der darin Sitzende nur passiv fortbewegen lassen. Rückenlehne und Sitzfläche bestehen aus Peddigrohr. Aufgrund von schwierigen Lagerungsbedingungen in der Vergangenheit hat das Objekt deutlich gelitten. So stellten die Expertinnen der Firma „Conservation Pool“ (die bereits vor einigen Jahren den Sektionstisch aus der Zeit der Patiententötungen konserviert hatten) unter anderem Brüche an den Armlehnen sowie an der Sitzfläche fest, Beschädigungen des Peddigrohr-Geflechts, sowie eine starke Korrosion an den metallischen Oberflächen.
Die konservatorischen Maßnahmen zielten auf die Sicherung und die Erhaltung des Objektes ab. Im Rahmen einer sehr zurückhaltenden Restaurierung nahmen die Holzrestauratorin Verena Roßmann und ihre Mitarbeiterin Franziska Barner beispielsweise eine Rückformung der großen Brüche an den Armlehnen vor. Neben weiteren Details, wie Oberflächenreinigung oder der Stabilisierung loser Farbschichten korrigierten sie Beschädigungen im Stuhlgeflecht.
In diesem Projekt ging es darum, Alterungs- und Nutzungsspuren zu erhalten, das Objekt aber in seiner Gesamtheit erfahrbar zu machen.