Am 7. Mai fand im Historischen Museum in Frankfurt die Jubiläumsfeier zum VHS-Kurs „Bewältigung der Umwelt“ statt, der vor 50 Jahren von Gusti Steiner und Ernst Klee ins Leben gerufen wurde. Der Aktivist Steiner und der Journalist Klee nahmen mit den Kursteilnehmenden zusammen die Lebenssituation von Menschen mit Behinderung in den Blick und machten mit öffentlichkeitswirksamen Aktionen auf Barrieren und Missstände aufmerksam. Eine der Teilnehmerinnen 1974 war beispielsweise Christa Schlett, die mit ihrem von Klee unterstützten Buch „… Krüppel sein dagegen sehr. Lebensbericht einer spastisch Gelähmten“ eine wichtige Zeugin als direkt Betroffene von Behindertendiskriminierung ist. Die Veranstaltung wurde mit Grußworten des Direktors des Historischen Museums Frankfurt, der Bürgermeisterin der Stadt Frankfurt und dem Leiter der VHS eröffnet. Die Bürgermeisterin ging hierbei auch auf NS-„Euthanasie“ ein, was bei der Veranstaltung ansonsten als Thema bewusst ausgeklammert wurde, da Emanzipation, Selbstbestimmung und Teilhabe allein im Vordergrund stehen sollten.
Hauptteil der Veranstaltung waren zwei Podien mit Zeitzeugen wie Journalistinnen und Journalisten, ehemaligen Kursteilnehmenden oder Vertretern heutiger Arbeitsgemeinschaften und Einrichtungen selbstbestimmten Daseins.
Die historisch-wissenschaftliche Einordnung nahm Rafael Rössel vor, der für seine Dissertation über Alltagsgeschichte westdeutscher Haushalte mit behinderten Kindern (1945-1990) unter anderem den Nachlass Klees in der Gedenkstätte Hadamar genutzt hat.
Den Abschluss bildete ein Rap der Projektgruppe „Nur mit uns!“. Tenor der Veranstaltung war, dass das Bild und die Wahrnehmung von behinderten Menschen sich in den letzten 50 Jahren durchaus zum positiven gewandelt hat, doch war allen Anwesenden ebenso klar, dass besonders in der öffentlichen Infrastruktur keineswegs von erreichter Gleichstellung gesprochen werden kann.