Im Februar vor 80 Jahren kam der siebenjährige Adolf Tummascheit in die Heilerziehungsanstalt Kalmenhof. Zwei Wochen nach seiner Ankunft wurde er ermordet.
Am 9. Februar 1943 fuhr ein Transport mit 17 Kindern aus der Anstalt Scheuern nach Idstein. Solche Transporte aus anderen Heil- und Pflegeanstalten, Behinderteneinrichtungen oder Kliniken erreichten den Kalmenhof regelmäßig. Sie kamen unter anderem aus Scheuern, Goddelau, aber auch aus Hamburg oder Bonn.
Die 13 Jungen und vier Mädchen des Scheuern-Transportes starben zwischen dem 10. und dem 27. Februar 1943. Sie wurden vom medizinischen Personal der Anstalt im Kalmenhof-Krankenhaus durch überdosierte Medikamente und gezielte Mangelernährung ermordet. Adolfs Vater berichtete später im Rahmen des Kalmenhof-Prozesses:
„Nach etwa 3 Wochen, ich hatte mein Kind auf dem Kalmenhof noch nicht besucht, wurde mir von dort schriftlich mitgeteilt, dass mein Kind jegliche Annahme von Essen verweigere und der Zustand sich verschlechtern würde. Mit dem gleichen Schreiben wurde ich gebeten, unverzüglich zum Kalmenhof zu kommen, da mit dem Ableben meines Kindes zu rechnen sei. Ich fuhr daraufhin auch sofort zum Kalmenhof, dort wurde mir jedoch bei der Ankunft von einer Schwester erklärt, dass mein Kind verstorben sei.“
Bei dem Schreiben der Anstalt handelte es sich um eine gezielte Verschleierungstaktik: Erst als der Tod eines Kindes bereits beschlossen war und kurz bevor stand, wurden die Eltern darüber informiert, dass „der Zustand sich verschlechtern würde“ und, dass Lebensgefahr bestünde. So konnten sie nicht mehr eingreifen. Es folgte die Todesnachricht.
Auf dem Gelände sowie im Dachgeschoss des ehemaligen Kalmenhof Krankenhauses in Idstein entsteht der Gedenk- und Lernort Kalmenhof. Die Gedenkstätte Hadamar informiert hier und auf Facebook in regelmäßigen Abständen über die Geschichte des Kalmenhofs in der Zeit des Nationalsozialismus und die Entwicklung des „Gedenk- und Lernortes Kalmenhof“ in Idstein.
Prozessaussage: Entnommen aus HHStAW, Bestand 461 Nr. 31526/6, Bl. 251.