Das genaue Einrichtungsdatum der „Kinderfachabteilung“ in Idstein ist unbekannt. Täterinnen und Täter haben vor Kriegsende wichtige Beweise vernichtet. Vermutlich fiel die Entscheidung für die Einrichtung in den letzten Monaten des Jahres 1941. Das Personal scheint zu diesem Zeitpunkt schon gefunden zu sein: Die Ärztin Mathilde Weber (Jahrgang 1909) und zwei Schwestern, Frieda Windmüller (Jahrgang 1879) und Maria Müller (Jahrgang 1899), wurden mit der „Kindereuthanasie“ betraut.
Da die Heilerziehungsanstalt zeitgleich Standort eines Lazaretts war, stand im Kalmenhof-Krankenhaus nur begrenzt Platz zur Verfügung. Aus diesem Grund richteten die Verantwortlichen die „Kinderfachabteilung“ zunächst mit einigen Betten in den engen Räumlichkeiten des Dachgeschosses ein.
Die ersten Kinder, die über den „Reichsausschuß zur Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ für die „Kindereuthanasie“ auf dem Kalmenhof ausgewählt wurden, starben vermutlich in der ersten Jahreshälfte des Jahres 1942. Sie wurden im Krankenhaus mit überdosierten Medikamenten getötet, die die Täterinnen zumeist über das Essen verabreichten.
Zurzeit entsteht auf dem Gelände rund um das Kalmenhof-Krankenhaus und in dessen Dachgeschoss ein Gedenk- und Lernort. Zwei Ausstellungen sollen die Geschichte des Kalmenhofs – insbesondere während der Zeit des Nationalsozialismus – erzählen. Dabei spielt auch das Thema der „Kinderfachabteilungen“ und der „Kindereuthanasie“ eine besondere Rolle. Wir informieren hier regelmäßig über die Fortschritte in der Entwicklung des Gedenk- und Lernorts Kalmenhof.
Foto: Die Fotografie zeigt das Krankenhausgebäude, um 1930. LWV-Archiv, F 81, Nr. 693.