Vor 80 Jahren, am 20. Juli 1944, wurde Renate Wenda in der „Kinderfachabteilung“ im Krankenhaus der Heilerziehungsanstalt Kalmenhof in Idstein ermordet.
Sie wurde am 29. Dezember 1941 in Köln geboren. Da sie unehelich auf die Welt gekommen war, stand sie unter Amtsvormundschaft. Ihre Eltern hatten keinen Kontakt mehr zu ihr. Sie lebte zuerst in einem Waisenhaus, wurde dann aber vom dortigen Leiter aufgrund einer geistigen Behinderung Anfang 1944 in die Rheinische Landesklinik für Jugendpsychiatrie in Bonn gebracht.
Die Landesklinik war in die nationalsozialistische „Kindereuthanasie“ eingebunden: Von hier aus wurden Kinder dem „Reichsausschuß zur wissenschaftlichen Erfassung von erb- und anlagebedingten schweren Leiden“ – also der Tarnorganisation hinter der „Kindereuthanasie“ in Berlin – gemeldet und für das Mordprogramm ausgewählt. Anschließend wurden sie in die „Kinderfachabteilungen“ in Waldniel, auf dem Eichberg (Eltville) und auch auf dem Kalmenhof in Idstein verlegt. Zwischen Dezember 1943 und Oktober 1944 gingen zwei größere und mehrere kleinere Transporte mit mindestens 81 Kindern von der Landesklinik nach Idstein. 77 von ihnen starben dort.
Renate Wenda kam am 7. Juli 1944 mit drei weiteren Kindern auf den Kalmenhof. Sie wurde nur zwei Wochen später, am 20. Juli, im Alter von zweieinhalb Jahren ermordet.
Auf dem Gelände sowie im Dachgeschoss des ehemaligen Kalmenhof Krankenhauses in Idstein entsteht der Gedenk- und Lernort Kalmenhof. Die Gedenkstätte Hadamar und informiert hier und auf Facebook in regelmäßigen Abständen über die Geschichte der NS-„Euthanasie“ auf dem Kalmenhof und den Entwicklungsprozess des Gedenk- und Lernortes.
Quellen:
Prozessaussage, HHStAW, Bestand 461 Nr. 31526/5, Bl. 89f.
Linda Orth, Die Transportkinder aus Bonn. „Kindereuthanasie“, Köln 1989.
Foto: Die Fotografie zeigt das Krankenhausgebäude, um 1930. LWV-Archiv, F 81, Nr. 693.